The Big Trip: 30. Mai 2024 – Raus aus der Komfortzone
The Big Trip: 30. Mai 2024 – Raus aus der Komfortzone

The Big Trip: 30. Mai 2024 – Raus aus der Komfortzone

Das war wohl der heißeste Ritt den ich bisher mit dem Discovery gemacht habe. Der Adrenalinpegel war hoch wie nie. Bei 8 Grad brauchte ich Kühlung. Um ehrlich zu sein, zum Ende des Tracks hin hatte ich nervöse Finger …

Die Nacht das erste Mal im Zelt war sehr gut, gut 2cm mehr Matratze wären sicher gut, aber ich habe trotzdem gut geschlafen. Beim Frühstück sprachen wir wieder sehr lange und ich habe etwas über die Mentalität der Albaner aus erster Hand erfahren. Diese Reise hatte ja auch das Ziel Land UND Leute kennenzulernen. Das durfte ich heute sogar drei Mal.

Sehr spät gegen 11:30 ging es bei Sonnenschein und Temperaturen um 22 Grad los. Ziel war der Track TR-N07 in Mazedonien aus dem Tourenbuch Berge des Balkan der Pistenkuh. Über Klos und Debar vorbei am Debarsee zum Mavrovosee und nach kurzer Fahrt entlang des Mavrovosees auf die Piste.

Die Durchquerung des Mavrovo Nationalparks verlief zunächst bei strahlendem Sonnenschein und kurz vor Erreichen der Passhöhe mit einer fantastischen Aussicht auf den Mavrovosee.

Während der Fahrt hinunter ins Tal setzte Regen ein der immer im weiteren Verlauf immer stärker wurde. Trotzdem bot die Landschaft in Grau und Grüntönen ein prächtiges Farbenspiel. Unten angekommen hörte die Teerstrssse auf und ein linker Abzweig führte leicht bergauf, ein einfache Schotterpiste, nichts weiter. Kurze Zeit später dann die Stunde der Wahrheit. Matsch und tiefe Spurrinnen bergab. Umkehren und den ganzen Weg zurück? Nee, das wird schon gehen. Das Fahrprogramm Schlamm gewählt und los ging es. Der Discovery machte sein Job gut, dennoch kam mir ein ungutes Gefühl hoch, denn ich wusste ja nicht mehr so genau was da auf mich zukam. Und es kam. Immerhin ließ der Regen etwas nach. Und beim Stichwort Regen fiel mir ein gelesen zu haben bei Regen besser lassen. Naja , wird schon werden. Und es wurde.

Da ich zuvor den Gipfels des Passes erklommen hat ging es nun bergab am Hang entlang. Riesige schlammige Wasserlachen auf der Piste deren Tiefe sich mir verschloß. Was wenn ich mich hier im Nirgendwo im Schlamm festfahre? Kein Sandbleche, keine Winde. Nichts. Keine Steine. Bären? Das Fahrzeug schlitterte durch den Matsch und durch tiefe Querrinnen und jedesmal die Angst komme ich da durch. Mir wurde immer wärmer, meine Wangen glühten, mein Puls? Ich hab nicht geschaut. Selbst die GoPro ließ ich irgendwann in Ruhe. Die Piste verlief gänzlich durch den Wald am Steilhang von dem aber dank des Bewuchses nichts zu sehen war, was die Sache noch spannender machte. Später dann auch noch matschige Serpentinen. Hin und wieder aktivierte ich die Bergabfahrhilfe die zusammen mit dem Schlammprogramm an den steilen matschigen Hängen sehr sehr hilfreich war und viel Sicherheit bot, da das System auf den Untergrund reagiert und die Bremsen einzeln ansteuert, die Sperre ein oder ausschaltet. Ich selbst muss nur lenken. Und damit war ich ja beschäftigt. Lenkt ab.

In der Nähe von Rosoki endlich Leben. Eine geteerte Rampe versperrte mir plötzlich die Sicht. Ich stieg aus und entdeckte ein kleines sehr schönes altes Haus im Hang etwas versteckt und es stand tatsächlich jemand draussen. Und am Wegesrand etwas unterhalb ein Opel Meriva! Ich bin gerettet! Der Meriva kann nur von unten gekommen sein. Zurück ins Auto und über die Rampe. Der Mann Im Garten winkte, ich hielt an und bemerkte beim Aussteigen wie meine Hände zitterten. Wie auch immer, ich wurde sofort eingeladen hereinzukommen und seine Frau und er boten mir gleich eine Mahlzeit, Tee und Kaffee an. Das nächste sehr lange Gespräch fand statt. Dabei erfuhr ich nebst einigen Teils zu Clans von einem Bären der täglich dort vorbeikam. Ich war überwältigt von der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen. Sie boten mir sogar ein Nachtlager an. Das hätte ich annehmen sollen statt noch weiterzufahren, denn Ohrid war nun zu weit weg nach dieser Piste. Sie rieten mir auch den Rest der Piste wegen des Regens auf keinen Fall zu fahren. Diesem Rat kam ich nach.

Die Weiterfahrt in der Dämmerung wurde schon wieder zu einem kleinen Problem, denn das Navi schickte mich öfter in die falsche Richtung. Immer wieder musste ich wenden und einen anderen Weg versuchen der mitunter nach einigen Kilometern auch wieder endete. Die Lightbar war auf jeden Fall hilfreich, leuchtet sie doch alles vor mir hell und breit aus. Ich fing schon an mich mit dem Gedanken anzufreunden auf der Piste im Auto übernachten zu müssen. Das blieb mir dann doch erspart, denn ich erreichte Debar und checkte im Hotel ein.

Und wie es der Zufall will das dritte lange Gespräch zum Abschluss. Der Eigentümer ist selbst Offroad unterwegs. Er sagte mir hier Offroad zu fahren sei durchaus gefährlich denn selbst Einheimische verirren sich hier mal. Ausserdem sollte man wegen der Bären und Luchse auch Jagdwaffen mit sich führen. Also die Geräusche vom Vortag doch ein Bär?

Lessons learned: An sich glauben. Keine Panik aufkommen lassen.

Nachbetrachtung: Wie sich später herausstellte bin ich an einem Abzweig links Richtung Rosoki abgebogen wo ich geradeaus Richtung Selce fahren hätte müssen. Die Serpentinen hätte ich also gar nicht erreicht.

Hotel: Kolonia’s Debar (Mazedonien)