Nun, der frühe Morgen konnte mit einigen an Überraschungen aufwarten. Dass der Reifen nun endgültig platt war zu erwarten. Aber die anschliessende Kettenreaktion absolut nicht. Eine wahre Herausforderung!
Also das Rad gegen das Reserverad austauschen. Ist ja kein Problem. Das mein Wagenheber wieder versagte (definitiv das allerletzte Mal) nervte nur, mit dem Wagenheber von Marco, meinem Begleiter, war das kein Problem mehr.
Da Land Rover ja edle Fahrzeuge baut müssen natürlich die Felgen mit einem Felgenschloss versehen werden. Nur mißlich wenn der passende Steckaufsatz hinüber ist. Denn da ist nichts mehr mit Rad tauschen, In böser Vorahnung prüften wir die anderen drei Räder. Nö, da geht nichts. Also Räder runter ist definitiv erst mal nicht.
Aber ein Problem nach dem anderen lösen. Es muss Luft in den Reifen. Dauerhaft. Rad geht nicht runter und Fahrzeug ist angehoben. Automatik auf Neutral und Feststellbremse los. So läßt sich das Rad drehen. Eine grosse Plastikflasche mit Wasser gefüllt und die Spritzerei kann beginnen. Nach einigem Drehen und Spritzen kamen die Bläschen und das Leck war gefunden. Eine erster chirurgischer Eingriff förderte ein Stück Schrapnell zum Vorschein. Nun hab auch ich was vom Bosnienkrieg abgekriegt. Das Ding wurde ratsgepopelt und die Wurst kam rein. Frische Luft in den Reifen und siehe da: dicht. Super, Problem 1 gelöst.
Nun mal ran ans Problem 2: Wie kriegen wir die Räder runter? Die Felgenschlösser müssen definitiv raus und normale Radbolzen rein. Der Abbruch des Urlaubs rückte in greifbare Nähe. Aber so früh aufgeben kommt ja mal gar nicht in Frage. Weg mit dem Unfug!
Das Internet half, ein Land Rover Fachmann in Sarajevo wurde gefunden. Also wieder zurück nach Sarajevo. Eine nicht sehr erquickliche Fahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h. Die ist normal im südlichen Balkan auf den Landstrassen.
Vor Ort stellte sich heraus, dass er nur die Radbolzen vorrätig hatte und direkt nicht weiterhelfen konnte. Obendrein machte er auch noch mein Auto schlecht. Ich verstehe überhaupt nicht was die Leute immer gegen den Disco IV haben. Der Neid wahrscheinlich.
Allerdings verstand er das Problem des drohenden Urlaubsabbruch und empfahl mir eine Werkstatt und ich sollte dort einen Veitstanz oder Ähnliches aufführen, nur dass sie mir helfen. Also dorthin, war ja nicht weit. Der Name Dino half dann wirklich und führte dazu dass uns jemand zu einem Reifenhändler begleitete.
Sogleich kümmerte man sich um die Problemlösung. Und es kamen Vorschlaghämmer der übelsten Sorte zum Einsatz Die Felgen ließen sich davon nicht beeindrucken, denn an der Zielgenauigkeit des Schläger fehlte absolut gar nichts. So gelang es tatsächlich wenn auch unter Zerstörung der Aufstecknuss zum Lösen des Felgenschlosses zwei Radbolzen herauszudrehen. Da die Aufstecknuss sowieso nicht mehr benötigt wurde konnte ich auch auf sie verzichten. Man muß auch Opfer bringen.


Nun bleibt noch Problem drei. Was mit den anderen beiden Rädern? Es war nun klar daß die Jungs nichts mehr tun konnten. Dies Arbeit bei Temperaturen um 30 Grad in der Sonne durchzuführen ist auch ein wenig anstrengend. So sei ihnen ein Pause vergönnt. Wir beschlossen also nun schwereres Geschütz aufzufahren. Einer der Jungs führe uns zu einer weiteren Werkstatt nicht weit entfernt. Wir sind inzwischen auch bald Experten in Bezug auf Sightseeingtouren.
Ein Schweißgerät kam zum Einsatz. Eine Schraube wurde an den Radbolzen geschweißt und nach 2 Minuten war das Ding draußen. Nun noch das andere Rad und auch Problem 3 ist gelöst. So macht man das im Balkan. Danke Dragoslav!
Da es nun schon später Nachmittag beschlossen wir ein Hotel in Sarajevo zu nehmen. Auch hier offenbahrte sich wieder ein Navigationsproblem. Und ich soll angeblich drei rote Lichter überfahren haben.
Lessons learned: Wenn Offroad, dann alle Felgenschlösser gegen herkömmliche Radbolzen/muttern austauschen
Gefahrene km: 107
Hotel: Hotel New Hotel, Sarajevo, Bosnien-Herzegovina