Schnaps, Paprika und Ziege
Schnaps, Paprika und Ziege

Schnaps, Paprika und Ziege

Weiter Richtung Süden. Zunächst um Skodra herum nach Bau Deja, ca. 25km. Vau Deja ist der letze Ort vor Rreshen. Zunächst auf kurviger geteerter Strasse kurvig nach oben auf den Berg. Endlich links ab ins Geläuf. 

Irgendwie kamen da Erinnerungen hoch. Das fing damals gut an. Gleich die Drohne in die Luft wie jetzt auch. Sonnenschein, keine Wolke in Sicht. Grauer Fels, grünes Buschwerk und blauer Himmel, Berge am Horizont ringsum. Da war doch was damals… Auf holpriger Piste bergab und irgendwann lagen sie tatsächlich noch da: die vielen Steine, die ich 2024 sammeln musste um den Disco wieder zu befreien. Nun ja, diesmal brüllte auch kein Bär und das Wetter blieb wie es ist und festgefahren hat sich auch niemand. Und fürs Erste klappte auch die Navigation. Ja, klar, später nicht mehr so ganz, aber das bot dann ausgezeichnete Herausforderungen.

Einige Kilometer ging es holprig und kurvig weiter und immer wieder tolle Ausblicke in tiefe Täler und auf die Bergketten am Horizont.

Und es kam wie es kommen musste, falsch abgebogen, durch ein Flussbett auf andere Ufer hinauf ins Feld und auf Nachbars Feld. Da ging es aber nicht mehr weiter. Also wieder zurück. Ah, rechts hätte man sich halten müssen, aber die kleine Einlage war es wert. Also weiter un nach einiger Zeit erneut eine Navigationsfehler. Plötzlich bin es den Fluss mit grossen Wackern und diesmal nicht ans andere Ufer sondern einfach im Fluss dem Lauf des Flusses folgend. Wenn das mal nicht dumm endet. Immerhin Niedrigwasser und dem Dico interessierte das überhaupt nicht. Mich auch nicht mehr. Einzig wie lange wird dastehen? Und was wenn wir zurück müssen? Rückwärts? Ok, müsste man eben durch und Gewitter war ja nicht in Sicht, also auch keine Sturzfluten.

Ah, da links geht es hinauf. Also ohne Blinker angeboten und vor dem Stoppschild, bei Tor angehalten Hm. Mal nachschauen. Ok, das lässt sich öffnen. Dann machen wir mal die Türe auf und fahren hindurch. Und schliessen sie wieder. Gut, das war nix, die Fahrt endete in Nachbars Garten. Also kehrt und wieder durch den Fluß zurück auf Start.

Ja super, jetzt waren wir wieder on track. Und das Hirn gab Entwarnung, denn es blendete ein paar Bilder aus 2024 ein die ziemlich deckungsgleich mit der Realität waren. Und tatsächlich, nach einiger Fahrt rechts eine etwas abenteuerliche Fußgängerbrücke über den Bach. Da muss man doch die Drohne mal spionieren lassen. 

Kaum packe ich die Drohne ein kommt ein junger Kerl und die Ecke meines Autos und begrüsst nicht. Sapperlott, wo kommt der beschlappte in Shorts denn plötzlich her? Er begrüsste uns und meinte sein Haus wäre da drüben und ob wir Hilfe brauchen und wir sollen doch zu ihm ins Haus kommen und es gibt was zu trinken.

Ja, warum nicht. Einmal runter über den Fluß hinauf zu seinem Hof am Hang. Zeph zeigte uns stolz sein Neubauprojekt in der Wildnis Albaniens im Nirgendwo gebaut vor dem 116 Jahre altem Haus seines 97jährigen Großvaters. Der schlief aber gerade und so lernten wir ihn nicht kennen.

Sogleich bekamen wir Schnaps welchen Marco ablehnte. Trotz meiner Bedenken ließ ich mich nicht lumpen und gönnte mir ein Gläschen dieses selbstgebrannten Baumschnaps. Und er war gut. Na die Weiterfahrt wird ja von selber laufen.vWir unterhielten uns doch einige Zeit und wir erfuhren von seinem Projekt. Er wil, sobald sein Neubau bezogen ist im Alten Haus einfache Unterkünfte für Offroader und Overlander anbieten. Das wird aber sicher erst 2027 soweit sein. Er sagte einfach vorbeischauen. Liegt direkt auf der Strecke nach Rreshen (Track N02 Pistenkuh). Ich finde eine tolle Gelegenheit.

Zum Abschied zeigte er uns noch seinen Stall mit Kühen und Schweinen und ich bekam noch frisches Paprika aus seinem Garten und eine Mini Birne zum probieren frisch vom Baum.

Weiter ging es Richtung Rreshen und nach einiger Fahrt konnte wir schon einen ersten Blick auf  den Stausee tief im Tal erhaschen. Je näher wir kamen um so imposanter die Aussichten auf den See.

Gegen 1630 erreichte wir den Platz für die Nacht: Real Park Mirdite. Für mich der dritte Besuch hier. Und wahrscheinlich nicht der letzte. Hervorragende Lage am See, lecker Essen und nette Gespräche. Auf den grossen Parkplatz darf man übernachten und auch die Toiletten und das Waschbecken benutzen. Warmes Wasser gibt es aber nicht.

Nach dem Abendmahl, für mich gab es mal Ziege, Ausrüstung sortieren, Beisser reinigen und ab ins Dachzelt. Das Gequake der Frösche muss man abkönnen. Gute Nacht!

Abendstimmung am Stausee beim Real Park Mirdite, Rreshen, Albanien

Lessons learned: Spontane Einladungen sind immer ein grosses Geschenk. Und meistens sind es die einfachen Leute die dann viel geben und nichts verlangen. Vielleicht manchmal auch einfach die Abwechslung vom Alltag in der Einsamkeit der Wildnis oder auch die Neugier. Gibt es das bei uns in Deutschland?

Gefahrene km: 85

Camp: Real Park Mirdite, Rreshen, Albanien